Warum ist Wahrnehmumgsschulung wichtig?

Etwas wirklich wahrzunehmen ist eine erstaunliche Erfahrung!

Hast Du irgendwann z.B. eine Pflanze oder ein Gesicht wirklich wahrgenommen? Ja, wir sehen die Dinge natürlich, aber gleich beginnen wir sie zu kategorisieren und zu benennen oder zu überlegen, was wir damit machen könnten - der Verstand beginnt sich darüber auszulassen.

Das bewirkt, dass wir die Pflanze oder das Gesicht gar nicht wirklich wahrnehmen.

Wir nehmen nur wahr, wenn der Geist still ist.

Beim Zeichnen lernst Du das bildnerische Sehen, das sich vom Wahrnehmen Deiner Alltagswelt stark unterscheidet. In unserem Alltag arbeiten wir mit dem informierenden Sehen oder dem inhaltlich motivierten Sehen. Das heißt, wir müssen uns orientieren oder etwas suchen und erkennen. Unsere Wahrnehmung ist zweckorientiert.

Zeichnen jedoch schult das kreative zweckfreie Denken und führt zur gestalthaften Wahrnehmungsfähigkeit, bei der die inhaltliche Bedeutung zurück tritt.

Dem interessierten Sehen steht das Schauen gegenüber. Das Schauen ist nicht verstandesorientiert, sondern erfasst rein die optischen Phänomene .

Aber derjenige, der nutzbringend sieht, bleibt nicht beim rein optischen Eindruck, sondern seine Erfahrung und sein praktisch ausgebildeter Sehsinn schätzen den Nutzen der Erscheinung ab, wobei seine Gelüste und deren Begleiterscheinungen alarmiert werden. – das dringt so in den Vordergrund, dass das Schauen völlig aufgehoben wird.

Das Nichtwollen, das Nichttun,die Neutralität sind wesentliche Merkmale der künstlerischen Tätigkeit!!

Nur durch diesen Zustand kann sich das Schauen entfalten, das scharfe Beobachten ebenso wie das völlig zwecklose formhafte Schauen. Das ist einem kontemplativen Zustand gleichzusetzen!!

Diese Form der Wahrnehmung ist Grundvoraussetztung beim Zeichnen, um kreative Lösungen und ständig neue Ergebnisse zu erreichen.